Fusion der Diakonie RWL besiegelt
Die sozial- und gesundheitspolitischen Herausforderungen der Zeit erfordern eine Diakonie, die konzentriert und schlagkräftig handelt. Hier liegt der Hintergrund für die endgültige Fusion, korrekt als "Verschmelzung" bezeichnet, der diakonischen Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe zum Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Die Beschlüsse hierzu fassten jetzt die obersten Organe der beteiligten Werke bei ihren parallel tagenden Versammlungen in Essen. Weitestgehend gemeinsam agierte man bereits seit 2008 im gemeinsamen Dachverband der Diakonie RWL.
Der Verwaltungsrat mit dem Vorstand
Freundschaftsvertrag und Umwandlungsgesetz
Im Sommer 2015 hatten die Landeskirchen aus Rheinland, Westfalen und Lippe einen Kirchenvertrag geschlossen, der eine "Freundschaftsklausel" enthält. In der Präambel heißt es. "Die Evangelische Kirche im Rheinland, die Evangelische Kirche von Westfalen und die Lippische Landeskirche nehmen mit der Bildung eines gemeinsamen Diakonischen Werkes den kirchlichen Auftrag zur Diakonie gemeinsam wahr." Der mit diesem Vertrag vom 2. Juli 2015 eröffnete Weg fand inzwischen mit den Voten der Landessynoden seine Bestätigung. Somit waren die kirchenrechtlichen Bedingungen geschaffen, um die endgültige Verschmelzung der Werke umzusetzen.
Thomas Oelkers gibt einen Rückblick auf den Fusionsprozess
Mit wirtschaftlichem Stichtag zum 1. Januar 2016 werden die Vereine Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland und Diakonisches Werk Westfalen-Lippe auf den eingetragenen Verein Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe nach Umwandlungsgesetz verschmolzen. Rechtlich gesehen sind dies zwei Verschmelzungen auf den bereits bestehenden Verein Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. Zum Verfahren gehört vor allem ein Verschmelzungsvertrag. Erarbeitet werden musste zugleich die neue Satzung des Vereins. Die bisher noch in den gliedkirchlichen Werken beschäftigten insgesamt 19 Mitarbeiter werden durch Betriebsübergang zum 1. August Mitarbeitende des neuen Vereins.
Diakonie stärkt soziales Gemeinwesen
Der rheinische Präses Manfred Rekowski begrüßte die endgültige Zusammenführung der diakonischen Landesverbände im Westen: "Wir brauchen eine handlungsfähige Diakonie, die vernehmbar und wirksam Partei ergreift für Benachteiligte und Arme. Eine solche Diakonie stärkt unser soziales Gemeinwesen, sie lindert Not und erhebt zugleich ihre Stimme gegen Gewalt und Fremdenhass.“ Die Diakonie RWL, das ist für Rekowski eindeutiger Bestandteil ihres Auftrags, ist auch in den Gebieten der rheinischen Landeskirche tätig, die nicht in Nordrhein-Westfalen liegen. Hier sind insbesondere die Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz und die Verbindungsstelle Saarland diakonische Aktivposten im südlichen evangelischen Rheinland.
Die westfälische Präses Annette Kurschus betonte: "Kirche und Diakonie sind Partner zur Hilfe. Gerade im nicht nachlassenden Einsatz für Flüchtlinge, den die Ehrenamtlichen in den Kirchengemeinden wie auch die Hauptamtlichen in der diakonischen Beratungsarbeit leisten, zeigt sich, was Nachfolge heute bedeutet." Auch Kurschus hält den diakonischen Zusammenschluss für erforderlich, um neuen gesundheits- und sozialpolitischen Herausforderungen wirksam begegnen zu können. Der lippische Landessuperintendent Dietmar Arends hob die Chancen der vertieften Zusammenarbeit hervor: "Mit dem neuen Werk können wir den Satzungsauftrag, 'Gottes Liebe zur Welt in Jesus Christus allen Menschen zu bezeugen' nachhaltig erfüllen."
Kirsten Schwenke, Notare Hendrik Fromlowitz und Kai Kinscher, Dr. Katja Külper-Sörries
Arbeitsintensive Abstimmungsrunden
Der 22. Juni 2016 bildet eine Zäsur für die Entwicklung der Diakonie in den westlichen Landeskirchen. Die Verwaltungsräte unter Leitung von Jürgen Dittrich und Karl-Horst Junge blicken zurück auf arbeitsintensive Abstimmungsrunden zu wirtschaftlichen, kirchenrechtlichen und sozialpolitischen Entscheidungsfragen. Jetzt steht der organisatorische Unterbau für eine mitglieder- und serviceorientierte, nachhaltig neu aufgestellte Diakonie. Mit Abschluss des Fusionsprozesses setzt sich das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe als starker Mitgestalter im Gemeinwesen laut Satzung für die Belange der Menschen ein, "deren Fähigkeit zur Selbsthilfe und zur Teilhabe am gemeinschaftlichen Leben bedroht, eingeschränkt oder verloren gegangen ist".
Vorstand Christian Heine-Göttelmann im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Diakonischen Werkes an der Saar, Udo Blank
Dabei sind aus Sicht von Diakonievorstand Christian Heine-Göttelmann in mancher Hinsicht die sozialpolitischen Wachstumsgrenzen erreicht. "Wir können nicht erwarten, dass die Politik uns immer mehr Geld für Jugend- und Altenhilfe, Kinderbildung oder Krankenbetreuung gibt", so der Theologe. "Aber wir erwarten, dass unsere diakonischen Erfahrungen in Beratung und Seelsorge, in Therapie und Betreuung ernst genommen werden und konstruktiv einfließen in gemeinsam verantwortete, sorgfältig austarierte und möglichst zielgenaue Hilfen für Menschen, die unter Ausgrenzung und Benachteiligung leiden."
Text: Reinhard van Spankeren