Arbeitsgemeinschaft Diakonie Rheinland-Pfalz
Die Arbeitsgemeinschaft Diakonie Rheinland-Pfalz ist bundesweit einmalig. Sie setzt sich aus dem Diakonischen Werk Pfalz, Hessen und Rheinland-Westfalen-Lippe zusammen. Wie ist es dazu gekommen?
Jens Rautenberg: Vor zehn Jahren ist die Arbeitsgemeinschaft entstanden. Denn im Bundesland Rheinland-Pfalz sind drei große Diakonische Spitzenverbände vertreten: Das Diakonische Werk Hessen, Pfalz und wir, das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe. Die Gebiete der Landesverbände sind selten deckungsgleich mit den Bundesländern. Das liegt daran, dass die Gebiete der Landesverbände sich an denen der Landeskirchen orientieren. Und die reichen auch über die Grenzen der Bundesländer hinaus.
Helga Siemens-Weibring: Damit wir trotz der geografischen Überschneidungen mit einer diakonischen Stimme − und nicht mit drei unterschiedlichen − sprechen, haben wir die Arbeitsgemeinschaft gegründet. In unserer Geschäftsstelle in Mainz pflegen wir einen engen Kontakt zu Politikern, anderen Wohlfahrtsverbänden und unseren Mitgliedseinrichtungen. Wir können so vor Ort die Sozialpolitik gestalten und uns für die Menschen in Rheinland-Pfalz einsetzen.
Frau Siemens-Weibring, Sie verlassen die Geschäftsführung der AG nach vier Jahren. Was ist der Grund?
Siemens-Weibring: Seit März leite ich den Vorstandsstab der Diakonie RWL. Mit den neuen, zusätzlichen Aufgaben kann ich den Herausforderungen in Mainz nicht mehr gerecht werden. Das würde zeitlich leider nicht klappen. Umso mehr freue ich mich, dass ich durch unsere Referentin Esther Wingerter und unseren Referenten Burkhard Löwe, die beide weiterhin Mitarbeitende der Diakonie RWL und des Vorstandsstabs sind, den Kontakt nach Rheinland-Pfalz nicht gänzlich verliere.
Was werden Sie vermissen?
Siemens-Weibring: Fehlen werden mir besonders die tollen Menschen in den diakonischen Einrichtungen und die Zusammenarbeit mit Landespfarrer Albrecht Bähr aus der Pfalz und dem Juristen Heiko Kunst aus Hessen. Die Arbeit in Rheinland-Pfalz war für mich immer ein wenig wie das Eintauchen in eine andere Welt. Alles ist sehr persönlich, näher, enger, und dabei sehr herzlich. Diese Erfahrung möchte ich nicht missen. Aber auch an die Zugfahrten von Düsseldorf nach Mainz am Rhein entlang werde ich bestimmt häufig zurückdenken. Das ist eine wunderschöne Landschaft, und die Zeit vergeht wie im Flug.
Herr Rautenberg, für Sie ist es eine Rückkehr in die Arbeitsgemeinschaft. Sie waren bereits von 2011 bis 2015 in der Geschäftsführung. Wie war es für Sie, während der Corona-Pandemie zu starten?
Rautenberg: Das Corona-Virus ist auch in Rheinland-Pfalz das derzeit alles beherrschende Thema und die Frage: Wie bewältigen wir die Folgen der Pandemie? Da ist mein Neueinstieg Anfang April eher unbemerkt erfolgt. Das macht aber nichts, denn die Zusammenarbeit mit Albrecht Bähr und Heiko Kunst klappt problemlos. Wir konnten nahtlos an unsere frühere Zusammenarbeit anschließen.
Vier Jahre war ich jetzt raus, da hat sich vieles sehr gut weiterentwickelt. Ich freue mich schon darauf zu hören, was unsere Träger erwarten. Ich taste mich an die neue alte Aufgabe heran und hoffe, dass persönliche Treffen bald wieder möglich sind. Seit "Amtsbeginn" war ich noch kein einziges Mal in Rheinland-Pfalz. Das will ich so bald wie möglich nachholen.
Sie beschäftigen sich beide nicht nur mit der Sozialpolitik in Rheinland-Pfalz, sondern arbeiten auch für unsere Mitglieder in Nordrhein-Westfalen, im Saarland und in Teilen von Hessen. Was zeichnet die Arbeit in Rheinland-Pfalz aus?
Rautenberg: Rheinland-Pfalz ist kein reiches Bundesland. Viele Kommunen sind ähnlich hoch verschuldet wie einige der nordrhein-westfälischen Städte. Rheinland-Pfalz achtet sehr strikt auf die Einhaltung der Schuldenbremse. Die Finanzierung sozialer Arbeit ist deshalb oft ein harter Kampf für die Kommunen und die Wohlfahrtsverbände – gemeinsam aber auch manchmal gegeneinander.
Siemens-Weibring: Die regionalen diakonischen Werke in Rheinland-Pfalz sind im Vergleich zu vielen unserer nordrhein-westfälischen Träger eher klein und liegen weit voneinander verstreut. Ihre Beratungsangebote müssen zudem eine große Fläche abdecken. Sie kämpfen oft mit ganz anderen Problemen als ihre Schwesterwerke in NRW. Das macht unsere Arbeit anspruchsvoller, aber auch vielfältiger. Es gibt in Rheinland-Pfalz keine Landschaftsverbände wie in NRW, die die Interessenvertretung übernehmen. Kommunen und Landesregierung müssen sich direkt über die Steuerung und Finanzierung von Sozialleistungen einigen.
Rautenberg: Dadurch ist die Diakonie in Rheinland-Pfalz auf der politischen Bühne präsenter. Diese Nähe zur Politik macht die Kommunikation häufig leichter. Die Wege sind kürzer, und das beflügelt auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen und den Beauftragten der Kirchen. Man kann direkter und unmittelbarer arbeiten. Darauf freue ich mich schon.
Das Interview führte Ann-Kristin Herbst.