3. Februar 2022

Duales Studium

Beruflich sozial erfolgreich

Karriere machen mit einem dualen Studium – dafür werben Arbeitgeber und Hochschulen. Mit über 300 dualen Studiengängen gibt es ein breites Angebot in NRW. Auch Judith und Dominik haben sich dafür entschieden. Aber nicht, um Karriere zu machen und viel Geld zu verdienen, sondern um Menschen zu helfen. Sie studieren "Sozialpädagogik & Management" und arbeiten bei der Diakonie Michaelshoven.

  • Dominik und Judith vor dem Eingang der Diakonie Michaelshoven, wo sie ein duales Studium machen.
  • Dominik sitzt vor dem Eingang des PIKSL-Labors der Diakonie Michaelshoven.
  • Judith zeigt auf ein Wandbild in der Jugendeinrichtung Sürther Feld der Diakonie Michaelshoven.

Fragen wir direkt mal nach Euren Werten. Welche sind Euch wichtig?

Dominik: Vertrauen.

Judith: Zivilcourage, Ehrlichkeit, Offenheit und Toleranz.

Dominik, du hast eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und nach Deinem Abschluss in der Bank gearbeitet. Warum hast Du da aufgehört?

Ich hatte keine Lust mehr, in einem Profitunternehmen zu arbeiten. Nach meiner Ausbildung zum Bankkaufmann habe ich als Privatkundenberater gearbeitet. Dabei ging es aber weniger um einen guten Kundenservice als eine gute Provision. Ich fand es nicht ok, dass ich dafür dem Kunden nicht die ganze Wahrheit über das Risiko sage. Und als dann zwei meiner Kollegen gegangen sind, von denen ich viel gelernt habe und mit denen ich mich austauschen konnte, war für mich die Entscheidung gefallen. Ich wollte schon 2020 studieren, aber dann kam die Corona-Pandemie.

Judith, warum hast Du dich für das Studium entschieden?

Ich habe die Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht, war davor in Ghana und habe dort im sozialen Bereich gearbeitet, was mir sehr gut gefallen hat. Und als ich zurückgekommen bin, habe ich den dualen Studiengang "Sozialpädagogik & Management" an der Berufsakademie iba gesehen. Das passte zu mir und da habe ich mich dann beworben.

Die Diakonie Michaelshoven ist euer Praxispartner. Warum?

Dominik zeigt auf die Wandaufschrift PIKSL

Dominik arbeitet im PIKSL-Labor der Diakonie Michaelshoven, in dem Menschen mit und ohne Behinderung digital zusammenarbeiten.

Dominik: Für mich ist die Diakonie Michaelshoven als Praxispartner perfekt. Ich kann pro Semester immer eine andere Einrichtung im Unternehmen besuchen und habe so einen viel tieferen Einblick, als wenn ich nur in einer Einrichtung tätig sein kann. Was ich an der Uni lerne, kann ich hier direkt vor Ort anwenden.

Judith: Die Diakonie Michaelshoven bot verschiedene Einsatzbereiche an, und das war für mich ausschlaggebend. Ich wollte mich nicht für drei Jahre auf einen einzigen Bereich festlegen, sondern die Möglichkeit bekommen, viele verschiedene Einblicke zu erhalten. Das ist total wertvoll, weil man sich nicht direkt auf einen Bereich festlegen muss.

Zwei Tage studieren und drei Tage bei der Diakonie Michaelshoven arbeiten. Wie sieht die Praxis aus?

Judith: Am Anfang durchliefen wir den Verwaltungsbereich, bekamen einen Einblick in das Recruiting und die Akademie Michaelshoven und lernten die Diakonie Michaelshoven als Gesamtunternehmen kennen. Zwischendurch hatten wir dazu Termine in unterschiedlichen, übergreifenden Abteilungen wie das Quartiersmanagement, die Standortentwicklung oder die Unternehmenskommunikation. Ab dem zweiten Monat sind wir für fünf Monate in einem pädagogischen Arbeitsfeld. Ich bin in der Zeit bei der Wohngruppe Sürther Feld und Dominik beim PIKSL Labor Köln. 

Wie wichtig ist euch beruflicher Erfolg?

Dominik: Da wäre die Frage, wie man beruflichen Erfolg definiert. Ist da rein der materielle Aspekt entscheidend? Oder kann man beruflichen Erfolg auch so definieren, dass ich Menschen helfen möchte und damit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag leiste? Das ist für mich viel wichtiger als der rein materielle Aspekt. Und natürlich auch dabei die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen.

Judith steht an der Treppe einer Einrichtung der Diakonie Michaelshoven.

Judith will "sinnvoll und produktiv" arbeiten. Deshalb hat sie sich für ein duales Studium bei der Diakonie Michaelshoven entschieden.

Judith: Ich glaube nicht, dass man in einem Non-Profit-Unternehmen anfängt, wenn man finanziellen Erfolg haben will. Dann wären wir beide in unseren alten Berufen geblieben. Also ich denke, dann bleibt man Industriekauffrau und Dominik wäre als Bankkaufmann tätig. Mein primäres Ziel ist es, sinnvoll und produktiv tätig zu sein. Natürlich ist es schön, sein Leben gut zu gestalten, weil die finanziellen Mittel stimmen. Aber für mich gibt es andere Werte, die mir persönlich wichtig sind.

Welche Tipps habt ihr für junge Menschen, die sich beruflich orientieren wollen?

Judith: Praktika oder ein FSJ machen. Oder nach dem Abitur erst mal für ein Jahr raus, neue Menschen kennenlernen, neue Eindrücke gewinnen, Abstand zum Gewohnten suchen und vor allem neue Wege gehen. Und man sollte sich neue Meinungen einholen und nicht immer im gewohnten Umfeld in die gleiche Richtung schauen. Andere Perspektiven helfen, sich zu orientieren.  Es hilft auch, mit Menschen zu sprechen, die in einem Bereich arbeiten, der einen interessiert.

Dominik: Man sollte sich in Weitsicht üben. Als ich meine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht habe, hatte ich noch keinen Plan, wohin es gehen soll. Ich wusste nicht, wie es da abläuft und wie es funktioniert. Ich fand es super interessant. Aber je mehr du mit der Zeit mitbekommst, fügt sich ein weiteres Puzzleteil dazu. Und das ist am Anfang nicht so. Erst mit der Zeit verstehst du den Gesamtzusammenhang. Ich habe da zwar gut verdient, aber ich war nicht glücklich.  Aber ich würde meinen Weg auch nicht anders machen und bereue keine Entscheidung.

Das Gespräch führte Melani Köroglu/Diakonie Michaelshoven. Fotos: Melani Köroglu

Weitere Informationen

Judith (24) und Dominik (27) haben im Oktober 2021 ihr Duales Studium "Sozialpädagogik & Management" begonnen und sich für die Diakonie Michaelshoven als Praxispartner entschieden. An drei Tagen in der Woche arbeiten sie dort, etwa in der Jugendhilfe oder auch bei der Betreuung von Menschen mit einer Behinderung.