NRW-Inklusionspreis 2020
Wie barrierefrei ist der Bahnhof in Rheydt? Wie fühlt es sich an, wenn man an ADHS erkrankt ist? Und was nervt Menschen mit Behinderungen so richtig? Authentisch und sympathisch moderiert das achtköpfige Social Media Team der Evangelischen Stiftung Hephata ihre YouTube-Videos. Und das kommt gut an: Der Kanal "Behindert – So what!" hat den zweiten NRW-Inklusionspreis 2020 gewonnen. Der Preis zeichnet Praxisbeispiele aus, die das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung und den Inklusionsgedanken fördern.
Abstand halten: Im Studio des inklusiven Social Media Teams ist während der Corona-Pandemie kaum etwas los. Die Redaktionstreffen werden per Videokonferenz abgehalten.
Nominierung ist wie eine Befreiung aus dem Lockdown
"Das macht richtig Fahrtwind", sagt der theologische Vorstand der Stiftung, Christian Dopheide zum Preis. "Das Social Media Team hat ziemlich gelitten unter den Einschränkungen der Pandemiekrise. Da wirkt solch eine Auszeichnung wie eine Befreiung aus dem Lockdown." In der ersten Corona-Welle hat das Team im Homeoffice gearbeitet. Mit Handykameras und Laptops haben die acht Social Media Experten den Kanal aus den eigenen vier Wänden heraus bespielt. In dem Format der "Lockdown-Tagebücher" werden die Angst vor der Ansteckung mit dem Virus, aber auch die immer langsamer vergehende Zeit thematisiert. Aus 24 würden gefühlt 48 Stunden, erzählt einer der Social Media Redakteure im Video.
"Das ist unsere erste Auszeichnung, ich freue mich, dass wir das geschafft haben", sagt Philipp Fuchs aus dem Team. Zora Kiesow findet es "super, Daumen hoch". Und Rainald Stassen kommentiert den zweiten Platz mit den Worten "Wow, wir haben es geschafft".
Seit einem Jahr dabei
Die Teilnehmenden gehören zu den ersten Menschen mit Behinderung, die ihre Einrichtung im Netz selbst vertreten. "Die Menschen bekommen so eine eigene Stimme, sie können sich selbst darstellen und ihre Bedürfnisse zum Ausdruck bringen", sagte Staatssekretär Dr. Edmund Heller bei der Verleihung.
"Ich finde es toll, dass Hephata als eine traditionelle Behinderteneinrichtung, die aber heute sehr modern arbeitet, sich auch diesen wichtigen Themen stellt und den Inklusionsgedanken nach vorne bringt", fügte Sozialminister Karl-Josef Laumann an. Der zweite Hauptpreis ist mit 4.000 Euro dotiert.
Text: Ann-Kristin Herbst, Fotos: Evangelische Stiftung Hephata
Behinderung und Teilhabe
NRW-Inklusionspreis 2020
25 Projekte waren für den diesjährigen NRW-Inklusionspreis nominiert. Vier von ihnen werden von Mitgliedseinrichtungen der Diakonie RWL getragen. Unter den Gewinnern war nicht nur die Evangelische Stiftung Hephata. Auch die Stiftung Eben-Ezer wurde in der Kategorie "Schulische, außerschulische und frühkindliche Bildung" mit ihrem inklusiven Kanubau-Projekt "Alle in einem Boot" ausgezeichnet.