29. Juli 2021

Nothilfe im Hochwassergebiet

Orte der Hoffnung schaffen

Das Bethel-Inklusionshotel "Zum Weinberg"sollte nächstes Jahr in Bad Neuenahr eröffnet werden. Nach der Hochwasserkatastrophe wird der Rohbau nun als Versorgungslager genutzt. Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann hat ihn mit Bethel-Vorständin Johanna Will-Armstrong besucht. Die Diakonie will mit ihren Spendengeldern bei der Wiederaufbauhilfe unterstützen.

  • Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann vor Trümmern der Hochwasserkatastrophe in  Bad Neuenahr
  • Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann mit Helfern der Hochwasserkatastrophe in  Bad Neuenahr
  • Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann mit Helfern vor dem Bethel-Hotel in  Bad Neuenahr
  • Trümmer im vom Hochwasser zerstörten Bad Neuenahr-Ahrweiler
  • Kaputtes Auto im vom Hochwasser zerstörten Bad Neuenahr-Ahrweiler

Es soll ein besonderes Hotel werden mit einem wunderschönen Blick auf die Weinberge des Ahrtals, 72 Zimmern und acht Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen. Vor zwei Jahren begannen die von Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit dem Bau des Inklusionshotels "Zum Weinberg" in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Eröffnungstermin war für das kommende Jahr geplant. Doch das verheerende Hochwasser durchkreuzte die Pläne. Trotzdem hat Bethel schon mit seinem unvollendeten Hotel einen Ort der Hoffnung geschaffen. 
In dem Rohbau stapeln sich derzeit Nahrungsmittel wie Brot, Konserven, Nudeln, Reis, aber auch palettenweise Wasserflaschen, Hygieneartikel, Batterien und Taschenlampen.

Dreimal pro Woche kommt ein LKW aus Bethel, um die Menschen im zerstörten Ahrweiler und die vielen Helfer mit all diesen Mitteln des täglichen Bedarfs zu versorgen. Das Bayerische Rote Kreuz kocht jeden Tag rund 6.000 Essen, die auf dem Parkplatz vor dem Hotel ausgegeben werden. Er ist zu einem Unterstützungspunkt geworden, an dem auch Mitarbeitende diakonischer und kirchlicher Einrichtungen vor Ort aktiv sind.

Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann in Bad Neuenahr

Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann ist beeindruckt von der Tatkraft und Zuversicht vieler Helfer in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Die Wucht der Verwüstung

"Wir möchten den Menschen vor Ort mit den Spendengeldern von Diakonie und Kirche helfen, die alles verloren haben", betont Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. Gemeinsam mit Bethel-Vorständin Johanna Will-Armstrong und Tommy Bouchiba, einem erfahrenen Krisenberater der Diakonie Katastrophenhilfe, war er in Ahrweiler unterwegs, um mit Bürgerinnen und Bürgern aus Bad Neuenahr sowie Helfern zu sprechen und sich selbst ein Bild vom Hilfebedarf in der Region zu machen.

"In den Erzählungen der Menschen vor Ort spiegelt sich das Erschrecken über die Wucht dieser Verwüstung", sagt er. "Gleichzeitig war es bewegend zu sehen, wie viele hier mit geschulterten Schaufeln durch die verschlammten Straßen ziehen und ihre Hilfe anbieten. Noch immer werden Keller ausgepumpt, formieren sich Menschen mit Eimerketten und stemmen sich mit ihrer eigenen Kraft gegen die Massen von Schlamm und zu Abfall gewordenen persönlichen Habseligkeiten." Daneben räumt schweres Gerät von THW und Feuerwehr zerstörte Autos, Brückenteile und Müllberge.

Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann und Bethel-Vorständin Johanna Will-Armstrong auf dem Parkplatz vor dem Bethel-Hotel (Foto: Kreutzer/Bethel)

Verstehen, was gebraucht wird: Kurz nach der Flut besuchten Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann und Bethel-Vorständin Johanna Will-Armstrong Bad Neuenahr. 

Hilfe für Leib und Seele

Bethel-Vorständin Johanna Will-Armstrong sicherte weitere Hilfslieferungen aus Bethel in den kommenden vier Wochen zu, die auch mit Spendengeldern von Diakonie und Kirche finanziert werden. Zudem werde ein Seelsorge-Angebot für die betroffenen Menschen aufgebaut, kündigt sie an. "Wir wollen die Erfahrung, die wir aus der Hospizarbeit haben, für Gespräche mit den Menschen nutzen, die nach der Flutkatastrophe mit den gesehenen Bildern und Emotionen zurechtkommen müssen", sagt Johanna Will-Armstrong. Dafür würden die Mitarbeitenden des Bethel-Hospizes in Bad Neuenahr eingebunden. 

Das stationäre Hospiz wurde nicht zerstört, ist aber so schwer beschädigt, dass die Bewohnerinnen und Bewohner in anderen Einrichtungen nach Remagen und Andernach verlegt werden mussten. Das Haus sei noch ohne Strom und Wasser, könne nach der Renovierung aber hoffentlich bald wieder genutzt werden, hieß es. Denn hier soll das Seelsorge-Angebot koordiniert werden. 

"Sicher wird es noch Jahre dauern, bis Bad Neuenahr wieder aufgebaut ist", sagt Christian Heine-Göttelmann. "Wir wollen unser Möglichstes tun, um dabei auch langfristig zu helfen und überlegen nun, wie wir uns mit mobilen Teams an der Wiederaufbauhilfe beteiligen können." Es sei beeindruckend, so ergänzt der Vorstand, wie viele Menschen vor Ort jetzt mit unerschütterlicher Zuversicht die Rettungskräfte unterstützten, ihre nicht verwüsteten Gebäude zur Verfügung stellten und mit den Hilfskräften kooperierten, Essen beschafften und eine Infrastruktur aufbauten. "Sie alle schaffen Orte der Hoffnung. Das hat mich sehr bewegt".

Text: Sabine Damaschke, Fotos: Philipp Kreutzer/Bethel