2. Dezember 2020

Kampagne Zusammen ist Zukunft

Zukunft gelingt nur gemeinsam

Nicht weiterkommen – das passiert allen Menschen ab und zu. Für Menschen mit Behinderung gehört diese Erfahrung allerdings oft zum Alltag. Was müssen wir ändern? Wie können wir unsere Zukunft inklusiver gestalten? Diesen Fragen gehen die Evangelische Stiftung Hephata und die Diakonie RWL in ihrer neuen Kampagne "Zusammen ist Zukunft" nach.

  • Die beiden Interviewer Philipp Fuchs und Zora Kiesow halten die Box hoch, in der die Fragen für die Gäste gesammelt werden.
  • Philipp Fuchs, Zora Kiesow und Simon Roehlen sitzen im Büro von Landesbehindertenbeauftragter Claudia Middendorf.
  • Eine Box mit Weihnachtskugeln steht auf einer Holzkiste. In den Kugeln sind Zettel mit Fragen.
  • Kameramann Simon Roehlen (links) und Interviewer Philipp Fuchs sitzen konzentriert in einer Turnhalle während eines Drehs.
  • Philipp Fuchs greift eine rote, eine etwas kniffligere Frage aus der "Fragenhagel-Box". (

Kennen Sie einen Menschen mit Behinderung? Etwa jeder zehnte Deutsche hat eine. Sollten Sie niemanden kennen, kann das noch kommen. Denn fast 90 Prozent der Behinderungen werden erst im Laufe des Lebens erworben. Eigentlich müssten die fast acht Millionen schwerbehinderten Menschen und ihre Belange ganz selbstverständlicher Teil unserer gesellschaftlichen Debatten und Entscheidungen sein. Sind sie aber nicht.

Egal ob Arbeit, Wohnen oder Freizeit – zu häufig entscheiden Menschen ohne Behinderung darüber, wie Menschen mit Beeinträchtigung leben sollen oder können. Zora Kiesow und Philipp Fuchs vom inklusiven Social Media Team der Evangelischen Stiftung Hephata sind es leid. Sie wollen das nicht länger hinnehmen. In der gemeinsamen Kampagne mit der Diakonie RWL zeigen sie, welche Schwierigkeiten es bei der Teilhabe gibt und fragen nach, wie Verantwortliche aus Politik, Sozialer Arbeit und Menschen mit Behinderung Inklusion voranbringen wollen.

Benachteiligung bei der Arbeit

In einem "Fragenhagel" fühlen Kiesow und Fuchs ihren Interviewpartnern auf den Zahn. Die eingeladenen Gäste sind Experten in unterschiedlichen Lebensbereichen von Menschen mit Beeinträchtigungen. In der sechsteiligen Kampagne, die am 3. Dezember zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung startet, geht es um Liebe, Barrierefreiheit, Finanzen, Rechte am Arbeitsplatz, Einsamkeit und Bürokratie. 
"Es ist ein Skandal, dass Menschen in Werkstätten zwar Weihnachtsgeld bekommen, das dann aber direkt von der Grundsicherung abgezogen wird", sagt Zora Kiesow. Darüber möchte sie mit dem Mönchengladbacher CDU-Politiker Jochen Klenner im NRW-Landtag sprechen.

Zu selten schafften es Menschen mit Beeinträchtigungen auf den ersten Arbeitsmarkt, betont Philipp Fuchs. 17 Prozent der Unternehmen, die zur Einstellung von Schwerbehinderten verpflichtet sind, besetzen die Arbeitsplätze nicht. Stattdessen kaufen sie sich über die Schwerbehindertenabgabe frei. "Wie kann das sein?", möchte Fuchs von der NRW-Behindertenbeauftragten Claudia Middendorf wissen.

Interviewerin Zora Kiesow sitzt dem Mönchengladbacher CDU-Politiker Jochen Klenner gegenüber.

Nicht locker lassen: Zora Kiesow interviewt den Mönchengladbacher CDU-Politiker Jochen Klenner im NRW-Landtag. 

Freche Fragen an Politiker

Die Themen und den Großteil der Fragen recherchiert das achtköpfige Social Media Team aus Mönchengladbach selbst. Einige Fragen stammen aus den sozialen Netzwerken. Die beiden Moderatoren Kiesow und Fuchs haben vor Beginn der Kampagne zum Einreichen von Fragen aufgerufen.

"Herausgekommen sind grüne und rote Fragen. Die Grünen sind die Netten. Und dann gibt es noch die Roten. Die sind frecher und schwerer zu beantworten", erklärt Philipp Fuchs. Die Schnipsel mit den Fragen werden vor jedem Interview in durchsichtige Kugeln gelegt. Während des Gesprächs ziehen die beiden Social Media Experten abwechselnd Fragen aus der Box. "Wir fragen auch nach, wenn uns etwas unklar ist oder sich jemand herauswinden möchte", betont Zora Kiesow.

Fotocollage - Links ist Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann zu sehen. Rechts ist Christian Dopheide, Vorstand der Ev. Stiftung Hephata.

Gemeinsam für mehr Dialog: Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann (links) und Hephata-Vorstand Christian Dopheide wollen ein Zeichen setzen für die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung.

Zukunft gemeinsam inklusiv gestalten

"Menschen mit Beeinträchtigungen brauchen mehr Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden und sich für ihre Belange zu engagieren", meint Christian Dopheide, Vorstand der Stiftung Hephata. Die Teilhabe-Kampagne sei ein frischer, moderner Ansatz, um jüngeren Menschen in den sozialen Medien zu zeigen, was wir noch in Sachen Teilhabe erreichen müssen. "Zora Kiesow und Philipp Fuchs zeigen, dass selbstbestimmtes Leben mit einer Beeinträchtigung kein Problem ist. Es liegt an uns, der Mehrheitsgesellschaft, Strukturen zu schaffen, mit denen Menschen unterstützt und gefördert werden."

Ein Weg zu mehr Teilhabe ist der Dialog, betont Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. "Unser Zusammenleben kann nur gelingen, wenn wir gemeinsam im Austausch bleiben, einander zuhören und zu Wort kommen lassen. Deshalb finde ich die Botschaft der Kampagne so wichtig: Zusammen ist Zukunft", sagt Heine-Göttelmann. Das inklusive Social Media Team, das für den diesjährigen NRW-Inklusionspreis nominiert ist, sei ein hervorragender Partner, um Inklusion und Teilhabe in die Öffentlichkeit zu tragen.

Text: Ann-Kristin Herbst, Fotos: Ann-Kristin Herbst, Simon Roehlen/ Hephata und Susanne Westen/ Hephata.

Weitere Informationen

Die Kampagne
Die Kampagne "Zusammen ist Zukunft" der Diakonie RWL und der Evangelischen Stiftung startet am 3. Dezember mit einem Interview der NRW-Behindertenbeauftragten Claudia Middendorf zum Thema "Barrierefreiheit". Weiter geht es in einem wöchentlichen Rhythmus. Insgesamt werden sechs Folgen gezeigt. Zu sehen sind die Videos auf den Social Media Kanälen der Diakonie RWL und Hephatas. Auf www.diakonie-rwl.de erscheinen Artikel, in denen die Hintergründe zu den Themenfeldern und Interviewpartnern beleuchtet werden.