Begleitete Elternschaft
Wie hat die Begleitete Elternschaft bei der Diakonie Michaelshoven begonnen?
Los ging das Wohnprojekt "Begleitete Elternschaft" mit der Geburt eines Kindes. In unserer Wohngemeinschaft Raben brachte vor 20 Jahren eine unserer Bewohnerinnen ihren Sohn zur Welt. Das hat das Projekt ins Rollen gebracht. Zum Start sind wir in eine Altbauwohnung in Köln-Holweide gezogen. Dort machten wir unsere ersten Erfahrungen in der Begleitung von Eltern mit Lernschwierigkeiten. Im folgenden Jahr lebten dann bereits drei Mütter mit ihren Kindern dort, und es kamen nach und nach ambulante Begleitungen von Eltern mit Lernschwierigkeiten in Form von Sozialpädagogischen Familienhilfen in der eigenen Wohnung hinzu.
Gemeinschaft: In der Wohngruppe können die acht Familien zusammen kochen und essen.
Wie viele Mitarbeitende engagieren sich in der Begleiteten Elternschaft und wie viele Bewohner und Kinder sind aktuell in der Wohngruppe?
In der Wohngruppe arbeiten 14 Mitarbeiterinnen und es leben hier acht Familien. Darunter sind sowohl Alleinerziehende als auch Paare mit Kind. Das ambulante Team besteht aus vier Kolleginnen, die meist im Tandem zehn Familien betreuen.
Welche Entwicklung stellen Sie in Ihrer Arbeit fest? Was hat sich verändert in der ganzen Zeit?
Der Bedarf an stationären Wohnplätzen für Eltern mit Lernschwierigkeiten gemeinsam mit ihren Kindern steigt seit Jahren ständig an. Es gibt bundesweit nicht genug stationäre Wohnangebote für diese Zielgruppe. In den ersten Jahren kamen die Mütter fast ausschließlich auf Veranlassung des Jugendamtes zu uns, um mit ihren Kindern zusammen leben zu können. Heute melden sich immer mehr Eltern selber beim Jugendamt oder direkt bei uns, um nach Unterstützung zu fragen. Sie sehen ihren Hilfebedarf und wünschen sich Begleitung, die sie dann natürlich viel besser annehmen und umsetzen als in einem "Zwangssetting" und unter Druck des Jugendamtes.
Dem "Lagerkoller" etwas entgegensetzen: Die Familien sorgten mit einer Poolparty in der Wohngruppe für Abwechslung.
Welche Herausforderungen bringt die Corona-Krise mit sich?
Die gewohnte und oft mühsam erarbeitete Tagesstruktur mit Kind fällt weg, so dass wir intern den Tag strukturieren und auch Entlastungsmöglichkeiten für die Eltern organisieren. Die Kinder müssen weiterhin gut gefördert werden, auch wenn Therapien wie Ergo- und Physiotherapie oder auch Logopädie zunächst nicht stattfinden konnten.
Den erwachsenen Bewohnerinnen und Bewohnern müssen wir die Situation und ihre Auswirkungen in Verbindung mit den Maßnahmen im Wohngruppenalltag immer wieder erklären und in verständliche Sprache übersetzen. Daneben benötigen sie auch Auszeiten und Zeit für sich, die wir mit Hilfe eines Kinderbetreuungsplanes organisieren.
Die Ausgangsbeschränkungen und das Besuchsverbot für Angehörige hatten sie hart getroffen. Während der ersten "Corona-Wochen" fiel es ihnen oft schwer, die Entwicklungen nachzuvollziehen und zu akzeptieren. Alle gemeinsam versuchen wir unseren Humor nicht zu verlieren und so den "Lagerkoller" zu verhindern. Jetzt hat sich das zum Glück entspannt. Wir werden von zwei Mitarbeitenden aus den Kitas unterstützt, was eine große Entlastung, Sicherheit und Bereicherung für alle darstellt. Außerdem ist die Betreuung der Kinder so auch für den Fall sichergestellt, dass ein Großteil des Teams erkrankt und ausfällt.
Text und Fotos: Diakonie Michaelshoven; Teaserfoto: Pixabay.
Behinderung und Teilhabe
Begleitete Elternschaft
Die "Begleitete Elternschaft" ist ein Hilfeangebot, das sich speziell an Eltern mit einer geistigen Behinderung oder Lernschwierigkeit und ihre Kinder richtet. Die Familien werden im Alltag begleitet, erhalten Beratung und Unterstützung bei der Kinderpflege, und die Eltern werden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gefördert. Ziel ist es, den Familien eine dauerhafte und gemeinsame Lebensperspektive zu ermöglichen und dabei das Wohl der Kinder zu sichern.