11. Mai 2023

Tag der Pflege 2023

Pflegedienst mit Batterieantrieb

Mitarbeitende von Pflegediensten legen auf dem Weg zu ihren Patientinnen und Patienten monatlich viele Hundert Kilometer zurück. Mit elektrobetriebenen Autos spart eine Diakoniestation im Bergischen Land jede Menge Abgase ein – und hofft auf mehr!

  • Uwe Kremers, Andrea Ahlefeld und Angelika Schmitz (v.l.) von der Diakoniestation Radevormwald mit zwei Elektrofahrzeugen.
  • Zwei Elektrofahrzeuge tanken an den Ladesäulen in der Tiefgarage der Diakoniestation Radevormwald.
  • Uwe Kremers und Andrea Ahlefeld von der Diakoniestation Radevormwald zeigen "Daumen hoch" vor einem E-Fahrzeug.

Wenn die kleinen weißen Flitzer mit der violetten Aufschrift der Diakoniestation Radevormwald heranbrausen, wissen die Patientinnen und Patienten, dass Hilfe naht. Manchmal aber sind die kleinen Autos kaum zu hören. Nämlich dann, wenn die Pflegerinnen und Pfleger mit einem der leisen Elektroautos unterwegs sind. Vier der zwölf Betriebsfahrzeuge werden mit Strom betrieben. "Unsere Branche ist eigentlich prädestiniert für Elektromobilität", sagt der Geschäftsführer der Diakoniestation, Uwe Kremers. 

Uwe Kremers, Geschäftsführer der Diakoniestation Radevormwald, steht zwischen zwei E-Fahrzeugen.

Die batteriebetriebenen Autos seien im Team sehr beliebt, weil sie flott und wendig fahren, berichtet Uwe Kremers, Geschäftsführer der Diakoniestation Radevormwald. 

Eigene Ladesäulen entscheidend

Seit vier Jahren nutzt die Diakoniestation Radevormwald die Elektroflitzer. "Man kommt heute einfach nicht mehr daran vorbei", meint Kremers. Ausschlaggebend für die Anschaffung der vier Autos seien die Zuschüsse gewesen: Knapp 7.000 Euro Förderung pro Fahrzeug seien durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und den Hersteller gekommen. Zusätzlich habe es noch einmal 4.000 Euro Prämie vom Land Nordrhein-Westfalen gegeben. Entscheidend seien aber auch die staatlichen Zuschüsse für die Ladeinfrastruktur in Höhe von 40 Prozent gewesen. So habe die Diakoniestation vier eigene Ladesäulen aufstellen können, an denen die Autos gleich nach Schichtende wieder neu aufgeladen werden. Dass somit der Weg zur Tankstelle gespart wird, sei ein entscheidender Vorteil, sagt Kremers. Das mache auch die gegenüber den Benzinern geringe Reichweite der Elektroautos wieder wett. Je nach Außentemperatur reicht die aufgeladene Batterie für 100 bis 150 Kilometer. "Da die Tankstelle vor der Tür steht und die Pflegerinnen und Pfleger nur noch den Stecker einstecken müssen, funktioniert das." Wenn der Frühdienst das Auto bei Schichtende an die Ladesäule anschließe, sei die Batterie wieder einsatzbereit, wenn zweieinhalb bis drei Stunden danach der Spätdienst beginnt.

"Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind sehr zufrieden", sagt Uwe Kremers. Die batteriebetriebenen Autos seien beliebt, weil sie flott und wendig fahren. Außerdem seien sie bequem zu fahren, weil sie – ähnlich wie Automatik-Benziner – keine Gangschaltung haben. "Wir erhöhen damit auch die Sicherheit", beobachtet Kremers. Denn das komfortablere Fahren entlaste die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihren vielen Wegen durch den Verkehr. Auch wirtschaftlich rechneten sich die Elektrofahrzeuge, sagt der Geschäftsführer. "Die Wartungskosten sind ein Bruchteil dessen, was Verbrenner verursachen." Denn es gebe einen deutlich geringeren Verschleiß von Verbrauchsersatzteilen. 

Anja Köhler, Teamleiterin Ambulante Pflege bei der Diakonie RWL.

Anja Köhler, Teamleiterin Ambulante Pflege bei der Diakonie RWL, begrüßt den Einsatz von E-Fahrzeugen. Ihrer Meinung nach sollten diakonische Einrichtungen beim Klimaschutz vorangehen. 

Elektroautos als Zeichen für Nachhaltigkeit

Doch der Einsatz der Elektroautos bedeutet noch mehr: Diakonische Einrichtungen sollten beim Klimaschutz vorangehen, meint Anja Köhler, Teamleiterin Ambulante Pflege bei der Diakonie RWL. "Es ist ein gutes Zeichen in der Außenwirkung, wenn diakonische Pflegedienste mit Elektroautos unterwegs sind." Die batteriebetriebenen Fahrzeuge seien eine Möglichkeit für die Pflegedienste, das Thema Nachhaltigkeit zu unterstützen. Noch allerdings zögerten viele Pflegedienste, sich von den Verbrennermotoren zu verabschieden, beobachtet Köhler. Ein Grund: Oftmals nähmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Rufbereitschaft Fahrzeuge mit nach Hause, wo es dann meist keine Möglichkeit zum Aufladen gebe. Auch die bislang geringen Reichweiten der Batterien betrachteten viele als Hindernis, sagt Anja Köhler. Hinzu komme nun der Wegfall der staatlichen Förderung. Ab dem 1. September erhalten nur noch private Käufer den Umweltbonus. Betriebe hingegen werden nicht mehr bei der Anschaffung von Elektroautos unterstützt. 

Zwei Elektrofahrzeuge an der Ladesäule in der Tiefgarage der Diakoniestation Radevormwald.

Die E-Fahrzeuge werden nach jeder Schicht aufgeladen. Aber für mehr als vier Ladesäulen ist die Stromversorgung in der Tiefgarage des Vermieters nicht ausgelegt.

Knackpunkt ist die Reichweite

Diakoniestation-Geschäftsführer Uwe Kremers würde die Flotte von zwölf Elektro-Fahrzeugen trotzdem gerne vergrößern – mindestens zur Hälfte. Perspektivisch kann er sich auch einen Komplettumstieg auf Elektroantrieb vorstellen. Bei den jährlich rund 15.000 Kilometern, die seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fahren, ließen sich viele schädliche Abgase einsparen. Derzeit brauche die Diakoniestation die Benziner jedoch noch, bedauert Kremers. Bislang müssten die Fahrzeuge nach jeder Schicht aufgeladen werden, aber für mehr als vier Ladesäulen sei die Stromversorgung in der Tiefgarage des Vermieters nicht ausgelegt.

Wenn sich aber in Zukunft die Reichweite der Batterien erhöhe, könne sich die Situation ändern. Wenn er im kommenden Jahr neue Elektro-Autos beschafft, hofft Kremers nicht nur auf gesunkene Preise, sondern eben auch auf stärkere Batterien. Dann könnten die Fahrzeuge nämlich mit Sitzheizungen ausgestattet werden. "Denn die vermissen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den E-Autos an eisigen Wintertagen bislang."

Text: Claudia Rometsch, Fotos: Diakoniestation Radevormwald, Diakonie RWL

Ihr/e Ansprechpartner/in
Verena Bretz
Stabsstelle Politik und Kommunikation