29. März 2019

Pflegeausbildung

"Gute Pflege beginnt mit guter Ausbildung"

Allen Appellen und Initiativen zum Trotz hat sich der Fachkräftemangel in der Pflege im vergangenen Jahr noch verschärft. Rund 40.000 Stellen blieben 2018 bundesweit unbesetzt. Diakonie RWL-Pflegeexpertin Heidemarie Rotschopf hat jetzt in einem Gastbeitrag für epd sozial beschrieben, wie die Verbände in NRW auf die Misere reagieren - mit der Gründung einer Ausbildungsallianz.

Bild: Heidemarie Rotschopf

Heidemarie Rotschopf ist Diakonie RWL-Expertin für die Ausbildung in Gesundheitsberufen

Im Juli 2017 hat der Bundesgesetzgeber das Pflegeberufegesetz verabschiedet. Die bisher im Altenpflegegesetz und Krankenpflegegesetz getrennt geregelten Pflegeausbildungen werden zu einer generalistischen Pflegeausbildung  zusammengefasst. Künftig gibt es einen einheitlichen Berufsabschluss zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann.

Diese Reform betrifft in Nordrhein-Westfalen etwa 37.000 Auszubildende. Damit die ambitionierten Ziele, die mit dem Gesetz verbunden sind, erreicht werden können, haben die Trägerverbände in NRW, ähnlich wie in Niedersachsen, die Ausbildungsallianz Nordrhein-Westfalen gegründet. Daran beteiligen sich neben der Freien Wohlfahrtspflege NRW unter anderem die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) und der Arbeitgeber- und Berufsverband Privater Pflege  (ABVP).

Gemeinsame Verantwortung und faire Rahmenbedingungen

Die Partner der Allianz verfolgen das Ziel, möglichst zeitnah verlässliche und faire Rahmenbedingungen zu schaffen. Das ist enorm wichtig im Hinblick auf den Fachkräftemangel. Entscheiden sich zum Beispiel die evangelischen Pflegeschulen aufgrund von Unklarheiten dafür, anstatt mit zwei lediglich mit einer neuen Klasse in 2020 zu starten, bedeutet das für die Diakonie RWL, die sich über die Freie Wohlfahrtspflege NRW an der Allianz beteiligt, dass auf einen Schlag rund 1.100 Fachkräfte weniger ausgebildet werden.

Ab 2020 kann keine Einrichtung mehr allein ausbilden. Ein Krankenhaus benötigt als Partner einen ambulanten Pflegedienst und eine stationäre Altenhilfeeinrichtung. Ein ambulanter Pflegedienst wiederum braucht ein Krankenhaus und ein Altenheim. Das ist neu, bietet aber auch die Chance voneinander zu lernen. Daraus resultiert ein großer Abstimmungsbedarf unter den beteiligten Partnern.

Die praktische Ausbildung verbessern

Auch bei der Finanzierung der Ausbildung ändert sich etwas: Ein Landesfonds soll die ab 2020 neu ausgerichtete Pflegeausbildung finanzieren und eine wohnortnahe, qualifizierte und ausreichende Ausbildung sicherstellen. Insgesamt müssen mehr Jugendliche für den Pflegeberuf begeistert werden.

Das kann nur gelingen, wenn schon in der Ausbildung die Bedingungen so gestaltet sind, dass sie „aus- gebildet“ und nicht vorwiegend als Arbeitskräfte eingesetzt werden. Schließlich beginnt gute Pflege immer mit einer guten Ausbildung. Die größte Herausforderung für die Träger der Einrichtungen liegt darin, den uralten Konflikt des Bildungs- versus des Versorgungsauftrages zu lösen. Dies gilt besonders für die Praxisanleitungen, die im Mittelpunkt dieses Konfliktes stehen.

Die praktische Ausbildung verbessern

Laut Pflegeberufegesetz müssen zehn Prozent der praktischen Ausbildung durch eigens dafür pädagogisch qualifizierte Praxisanleitungen unterstützt abgeleistet werden. Die Träger der Ausbildung  bekommen die Kosten dafür – gesetzlich verbrieft – aus dem Ausbildungsfonds erstattet.

Das ist eine Chance, die praktische Ausbildung zu verbessern und durch gute Praxisanleitung bei den Auszubildenden zu punkten. Schließlich wünschen sich 82 Prozent der Pflegeschülerinnen laut einer Umfrage der Gewerkschaft ver.di, dass Praxisanleiter mehr Zeit für sie haben.

Kompetenzen statt Lerninhalte

Die neue Pflegeausbildung vermittelt keine Lerninhalte, sondern ist durch den Erwerb von Kompetenzen gekennzeichnet. Unterrichtet werden zum Beispiel Pflegeprozesse und Pflegediagnostik, Kommunikation oder Berufsethik. Alle Auszubildenden, die das Arbeitsfeld durchlaufen, auch die der Partner, müssen sie erwerben.

Die Träger sind dabei auf die Zusammenarbeit mit weiteren Partnern angewiesen, da am Ende nur dann gut ausbildete Fachkräfte zur Verfügung stehen, wenn sich alle Beteiligten intensiv abstimmen.

Pflegeschulen müssen moderner werden

Damit die Pflegeausbildung attraktiv und modern gestaltet werden kann, bedarf es auch ansprechender Lernbedingungen. In den Pflegeschulen existiert ein großer Investitionsstau. Wir brauchen mehr Platz und neue Räume, in denen digitales Arbeiten und Lernen gelingt.

Auch die Umstellung der Curricula in den Schulen wird nicht zum Nulltarif zu haben sein, deshalb fordern wir eine Art „Innovationsfinanzierung“ für die Pflegeschulen. Insbesondere hier nimmt die Ausbildungsallianz die Landesregierung und die Kranken-und Pflegekassen in die Pflicht.

Text: Heidemarie Rotschopf

Dies ist eine Kurzfassung des Gastbeitrages für epd sozial.

Ihr/e Ansprechpartner/in
Heidemarie Rotschopf
Referent/inDiakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.
Geschäftsfeld Krankenhaus und Gesundheit
Weitere Informationen
Ein Artikel zum Thema:
Alter und Pflege

Zur Ausbildungsallianz Nordrhein-Westfalen gehören:

Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege des Landes NRW (Freie Wohlfahrtspflege NRW), Arbeitgeber- und Berufsverband Privater Pflege  (ABVP), Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad), Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa), Deutscher Bundesverband für Pflegeberufe (DBfK), Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW), Landesverband freie ambulante Krankenpflege – NRW (LfK), Verband Deutscher Alten- und Behindertenhilfe Landesverband NRW (VDAB), Verband Deutscher Privatschulen Nordrhein-Westfalen (VDP NRW) und Verband der Kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen in NRW (VKSB).