Internationaler Tag der Pflege
Christian Heine-Göttelmann
"Altenheime sind neben den Krankenhäusern längst zu Sterbeorten geworden, aber die Politik berücksichtigt dies kaum", kritisiert der Vorstand der Diakonie RWL, Christian Heine-Göttelmann. "Sterbende Menschen werden in unseren rund 450 Einrichtungen natürlich schon immer in ihrer letzten Lebensphase begleitet. Allerdings wird das immer schwerer, weil unsere Personalschlüssel nicht den immens gestiegenen Anforderungen einer immer älteren Bewohnerschaft mit höheren Leistungsbedarfen angepasst wurden", so Heine-Göttelmann weiter.
Verbesserungen hatte sich die Diakonie von dem im Herbst vergangenen Jahres verabschiedeten Hospiz- und Palliativgesetz erhofft. Das Gesetz hat für Hospize und ambulante Hospizdienste deutliche finanzielle Entlastungen gebracht. Für die Heime sieht es aber nur eine Förderung der gesundheitlichen Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase vor.
Altenpflegeexperte Rudolf Michel-Fabian
"Das sind begrüßenswerten Schritte in die richtige Richtung. Für eine angemessene Begleitung sterbender Menschen brauchen die Pflegenden in der ambulanten Pflege und in den stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen vor Ort allerdings mehr und auch speziell ausgebildete Kolleginnen und Kollegen", betont der Altenpflegeexperte der Diakonie RWL, Rudolf Michel-Fabian. Besonderen Handlungsbedarf sieht er für die Heime, wo eine flankierende Betreuung durch Angehörige oft nicht vorhanden ist und deutlich mehr Menschen versterben als zu Hause.
Hospiz- und Palliativkultur nicht zum "Nulltarif" zu haben
Eine gute Sterbebegleitung sei nicht zum Nulltarif zu haben, erklärt auch die Wuppertaler Hospizdienstleiterin Katharina Ruth. „Wir müssen die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen so gestalten, dass allen Menschen ein Sterben unter würdigen Bedingungen ermöglicht wird.“ Wie das konkret aussehen kann, zeigt ein wegweisendes Projekt, das die Leiterin des ambulanten Hospizdienstes "Pusteblume" vor vier Jahren mit der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal gestartet hat.
Menschen mit Würde und Respekt am Lebensende begleiten
In acht stationären Alteneinrichtungen wurde die gesamte Betreuung und Pflege im Sinne einer Hospiz- und Palliativkultur umstrukturiert. Neben der Entwicklung von strukturellen Elementen, zu denen Ethische Fallbesprechungen sowie eine palliative Pflegeplanung für das Lebensende gehören, steht die Unterstützung der Mitarbeitenden im Mittelpunkt. Es wurden Fachkräfte in Palliativpflege ausgebildet und alle Mitarbeitenden in Palliativer Praxis geschult – von der Heimleitung bis zur Reinigungskraft. Außerdem finden regelmäßig Supervisionen statt. Das Projekt konnte deshalb realisiert werden, weil der Förderverein des Hospizdiensts hierfür erhebliche finanzielle Mittel zur Verfügung stellte.
Gute Sterbebegleitung als Gebot der Menschlichkeit
Die Erfahrungen des Projekts zeigen laut Ruth, dass für 20 Bewohner eine ausgebildete Palliativpflegekraft nötig ist. Für eine Einrichtung mit 80 bis 100 Bewohnern müsse es einen Hospiz- und Palliativbeauftragten geben, der eine verlässliche Kooperation mit dem vor Ort tätigen Hospizdienst organisiere, so die Wuppertaler Hospizdienstleiterin. Auch die Basisqualifikation aller Mitarbeitenden und regelmäßige Supervisionen kosten Geld. "Immer mehr Menschen kommen hochbetagt und dement für ihre letzte Lebensphase in ein Altenheim. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, ihnen eine professionelle, würde- und respektvolle Sterbebegleitung zu geben", so Ruth.
Auf die Situation und die Forderung für eine gute Sterbebegleitung machen am 12. Mai in NRW die Einrichtungen der Pflege und Altenarbeit von Diakonie, Caritas, paritätischem Wohlfahrtsverband und DRK mit regionalen Aktionen im Rahmen der Initiative "Wir für Sie" aufmerksam.