Adventskranz
Der Adventskranz ist eng mit den Ursprüngen der Diakonie verbunden. Um Kindern aus den ärmsten Verhältnissen die Wartezeit bis Weihnachten zu verkürzen, zündete der Gründer der Diakonie, Johann Hinrich Wichern, im Jahr 1839 im "Rauhen Haus" der Diakonie in Hamburg täglich eine Kerze an einem Wagenrad an. Dieses Rad war mit 20 kleinen roten und vier großen weißen Kerzen geschmückt. Aus dieser bescheidenen Idee entwickelte sich der heutzutage bekannte Adventskranz.
Eine Zuflucht – und eine Zukunft
Johann Hinrich Wichern (1808-1881)
Es waren die Straßenkinder des aufkommenden Industriezeitalters, die Johann Hinrich Wichern damals in seine Obhut nahm, um ihnen eine Zuflucht und eine Perspektive zu bieten: Der evangelische Theologe und Pädagoge wurde auf die Notlage der Arbeiterfamilien in den Vorstädten von Hamburg aufmerksam, und das Schicksal der vernachlässigten Kinder berührte ihn sehr.
Er begann, Spenden von wohlhabenden Bürgerinnen und Bürgern zu sammeln, und gründete eine "Rettungsanstalt" für jene Kinder, die aufgrund ihrer desolaten Verhältnisse und "denkbar schlechten Betragensnoten" auf dem Pfad zur Kriminalität zu sein schienen. Wichern veränderte mit seinem Engagement die evangelische Kirche nachhaltig. Auf seine Initiative hin entstand die "Innere Mission", die Vorläuferin der heutigen Diakonie, als soziales Werk der evangelischen Kirchen.
Rettungsanstalt im "Rauhen Haus"
Johann Hinrich Wicherns pädagogisches Konzept war selbst nach heutigen Maßstäben fortschrittlich: Statt auf Zucht und Ordnung setzte er auf Wertschätzung und Bildung. In kleinen Häusern umgeben von Gärten sollten die Kinder in einer familiären Atmosphäre aufwachsen. Das "Rauhe Haus", ein kleines Bauernhaus, das im November 1833 für diesen Zweck gestiftet worden war, wurde zur Heimat von Wichern, seiner Mutter und den ersten zwölf Jungen.
Wichern schrieb damals über das Haus als einen Ort, "in dem Christi Wort und Liebe regieren". Das "Rauhe Haus" wuchs rasch und erhielt weitere Gebäude. Jede Gruppe wurde von einem Erzieher geleitet, der den Kindern zur Seite stand. Ende 1835 zog die erste Mädchengruppe in das Rauhe Haus ein, und nach ihrer Heirat übernahm Amanda Wichern die Verantwortung für diese Mädchen. Gemeinsam sollten sie noch neun eigene Kinder haben.
Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann.
"Seit 175 Jahren unterstützt die Diakonie Menschen in Krisensituationen und solche am Rande der Gesellschaft", sagt Christian Heine-Göttelmann, Theologischer Vorstand der Diakonie RWL. "Der Adventskranz ist dabei zu einem Symbol und Hoffnungsträger geworden – nicht nur für Kinder und Jugendliche in Not."
Dieses Zeichen trägt die Diakonie RWL auch in die Landespolitik, der sie moderne Wichernkränze übergeben hat: Erstmals erleuchten im NRW-Landtag und in der Staatskanzlei moderne Holzkonstruktionen mit 24 LED-Lichtern, erstellt von einer Werkstatt für Qualifizierung und Beschäftigung des Diakoniewerks Duisburg.
Kirsten Schwenke, Vorständin der Diakonie RWL
"Wir lassen mit dem modernen Adventskranz die Tradition von Johann Hinrich Wichern im Heute aufleben", sagt Kirsten Schwenke, Juristische Vorständin der Diakonie RWL. "Der Adventskranz entstand in Handarbeit von Menschen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt kaum Chancen haben. Es ist wichtig, dass es Projekte gibt, die ihnen Perspektiven eröffnen."